Seit einigen Jahren fällt es mir gehäuft auf – das zunehmende „Alte-Weise-Männer-Syndrom“ in den oberen Etagen. Und zwar nicht nur in Familienunternehmen, sondern insbesondere auch dax-notierten Unternehmen, vielen Banken und wichtigen Institutionen, die eigentlich Innovation und kreative Lösungen vorantreiben müssten.
Unveränderliche Persönlichkeitsstruktur
Diese Männer, die wirklich und wahrlich in einer Zeit, in der es angebracht und notwendig war, Großes und Einflussreiches bewirkt haben, sind nicht in der Lage loszulassen, abzutreten und den „Jüngeren“ den Vortritt zu lassen.
Stattdessen schaffen sie selbst ein Bild von selbstverherrlichenden, vergangenheitsbezogenen, erfolgsverwöhnten und sich damit selbstüberschätzenden, narzisstisch geprägten, sturen, grob fehleinschätzenden, an der Innovation vorbeiagierenden, schwächelnden, herrischen alten Männern mit Inkontinenzproblemen auf dem Weg in die Demenz.
Ich überzeichne hier bewusst, weil einige von ihnen auf dem besten Weg zur Verkörperung dieses Bildes sind und damit wahrlich in einigen Branchen und Positionen eine Gefahr bedeuten.
Diese Männer tragen ein Persönlichkeitsprofil in sich, welches durch die eigene Selbstüberschätzung, anderen Macht und Weisheit suggeriert, keine Widerworte dudelt und ihnen aufgrund vergangener, vermeintlicher Erfolge ihre Position sichert.
Fatale Konsequenzen
So werden die Meinungen und Ratschläge älterer Männer generell eher überbewertet, während andere Perspektiven möglicherweise nicht dasselbe Gehör finden. Dies kann in gewisser Weise zum Ausschluss oder einer Marginalisierung anderer Stimmen führen und die Vielfalt der Perspektiven in Entscheidungsprozessen oder Diskussionen stark einschränken.
Dieser Mangel an Vielfalt kann zu suboptimalen Ergebnissen führen.
Weiterhin kann diese anhaltende Überbetonung der Weisheit älterer Männer in wichtigen Unternehmen, Institutionen und Positionen kann stereotype Vorstellungen über Geschlechterrollen und Altersdiskriminierung verstärken. So werden insbesondere traditionelle Geschlechterrollen aufrechterhalten und der Eindruck vermittelt, dass bestimmte Gruppen von Menschen aufgrund ihres Alters oder Geschlechts automatisch weiser oder kompetenter sind als andere. Also genau der Widerstand gegen die derzeit extrem propagierte Diversitätsbewegung.
Wenn jedoch fortlaufend neue Ideen und Perspektiven nicht ausreichend berücksichtigt werden, steigt die Gefahr, dass Innovationen unterdrückt und Fortschritte verlangsamt werden. Dies können wir jetzt schon an vielen Ecken und Enden spüren, ohne dass sich derzeit groß etwas an den Konstellationen ändert.
Die negativen Auswirkungen insbesondere in Bereichen wie Technologie, Finanzen, Pharma, Wissenschaft und Wirtschaft fressen die vergangenen Erfolge sukzessive auf, denn genau hier sind frische Ideen und unterschiedliche Blickwinkel entscheidend für den Fortschritt.
Generationenwechsel
Für jüngere Menschen ist das Alte-Weise-Männer-Syndrom limitierend, da sie so ihre eigenen Fähigkeiten und Perspektiven nicht in gegebenem Ausmaß entwickeln können. Wenn ihre Beiträge und Ideen nicht ernst genommen werden, führt das zur Entmutigung, Selbstzweifeln und einer verminderten Bereitschaft, sich aktiv einzubringen.
Somit führt dieses Syndrom zu einer Verzerrung der Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, und einer Fehleinschätzung der Potenziale von Menschen aufgrund ihres Alters, Geschlechts oder anderer Merkmale. Es sollte hingegen endlich dafür gesorgt werden, dass eine Vielfalt von Perspektiven gefördert und alle Stimmen gehört und gewürdigt werden, unabhängig von Alter, Geschlecht oder anderen Merkmalen.
Organisationen sollten also aktiv bestrebt sein, eine vielfältige Belegschaft zu fördern, die unterschiedliche Altersgruppen, Geschlechter, ethnische Hintergründe und Erfahrungen umfasst. Indem sie eine inklusive Kultur schaffen, in der alle Stimmen gehört und geschätzt werden, können sie das Potenzial aller Mitarbeiter voll ausschöpfen.
Ein Bewusstsein für stereotype Vorstellungen über Alter, Geschlecht und andere Merkmale zu schaffen und diese aktiv durch Schulungen und Workshops anzugehen, kann dabei helfen, Vorurteile zu erkennen und zu überwinden sowie eine offene und respektvolle Arbeitsumgebung zu fördern.
Wertschätzung der vergangenen Erfolge
Nochmal, es geht hier nicht darum, das zu verteufeln oder herabzuwürdigen, was diese Männer in ihrem Leben geschaffen haben, im Gegenteil. Das Gute, was geschaffen wurde, wird weiter gewertschätzt und in Ehren gehalten, für das, was es ist und was es zur Entwicklung beigetragen hat. Es geht darum darauf aufzusetzen und es weiterzuentwickeln. Es geht auch nicht darum, alle zu entmächtigen und ihrer Ämter zu entheben, aber vielleicht macht es mehr Sinn, durch bspw. Mentoring-Programme ihr Wissen und ihre Erfahrungen an jüngere Kollegen weiterzugeben, während sie gleichzeitig von deren frischen Perspektiven und neuen Ideen profitieren. Reverse-Mentoring, bei dem jüngere Mitarbeiter ältere Mentoren unterstützen, kann ebenfalls dazu beitragen, den Austausch von Wissen und Erfahrungen zu fördern. So können beide Seiten voneinander profitieren und die alten Weisen fühlen sich nicht ausgeschlossen und die Jungen sind nicht ganz auf sich allein gestellt.
So wird auch sichergestellt, dass alle Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich aktiv zu beteiligen. Neue Kommunikationskanäle können sich öffnen, die Einrichtung von Feedback-Mechanismen und die Förderung einer Kultur des respektvollen Austauschs erreicht werden.
Auftrag an die Führungsebene
Führungskräfte und Entscheidungsträger sollten regelmäßig ihre eigenen Annahmen und Vorurteile überprüfen und reflektieren, um sicherzustellen, dass sie keine Entscheidungen aufgrund unbewusster Vorurteile treffen. Die aktive Analyse verschiedener Perspektiven und die Offenheit gegenüber neuen Ideen, können sie dazu beitragen, das "Alte-Weise-Männer-Syndrom" zügig zu überwinden.
Das Ziel sollte eine inklusive und vielfältige Arbeitsumgebung sein, in der alle Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können, unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht oder anderen Merkmalen.
Warum fällt es so schwer, loszulassen und abzutreten? Sie haben so viel Gutes bewirkt und getan, aber die Zeit ist eben vorbei, die Aufgaben alle erfüllt und jetzt sind die Nächsten an der Reihe.
Es tut in der Seele weh zu sehen, wie wenig diese grauen Eminenzen mit sich anzufangen wissen, wenn sie nicht mehr arbeiten dürfen. Es birgt eine gewisse Tragik!
Statt ihre Erfolge zu genießen, ihr Leben endlich zu leben, wissen sie nichts mit dieser Situation anzufangen und wirken dadurch wahrlich mitleidserregend.
Eine Möglichkeit wäre wirklich, sie als Mentor bzw. Seniorberater in bestimmten Gremien zu integrieren, aber eben in der 2. und nicht mehr in der 1. Reihe. Von ihren Erfahrungen können wir sicherlich alle noch profitieren und es ist sinnvoll sie in die Lösungsfindung mit einfließen zu lassen, aber die finale Entscheidung wird dennoch anders aussehen und sich eher auf die Zukunft denn auf die Vergangenheit ausrichten.
Es wird Zeit für ein Miteinander und Füreinander anstatt des bisherigen Gegeneinanders!
Coach•sulting kann eine wichtige Hilfestellung an allen Fronten bieten und zu einer Stabilität der Führung und Selbstführung auf verschiedenen Ebenen und unterschiedlichen Bereichen sowie des Teams beitragen. Es bedarf Mut, Kreativität, Stärke und ausreichend Motivation, sich Veränderungen zu stellen – für alle Betroffenen. Eine fürsorgliche und erfahrene Begleitung führt zu einer gutgeplanten Umsetzung neuer Strategien bei gleichzeitiger Unterstützung und Stabilisierung einzelner Teammitglieder, Teams und ihren Führungskräften. So können neue Aufgaben, Anforderungen und Prozesse nahezu reibungslos und erfolgreich umgesetzt werden.
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Nicole Dildei Coach•sulting
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